Montag, 22. August 2016

Liturgisches Unterholz

Nach dem Römischen Meßbuch von 1957 (einem sog. tridentinischen) wird am 22. August das Fest des Unbefleckten Herzens Mariens (Duplex II. Klasse) gefeiert und das Gedächtnis der Heiligen Timotheus, Hippolyt und Symphorian (schöner Name eigentlich) begangen. 

Am Ende der Tagesmesse findet sich folgende Rubrik:

Wenn heute Samstag ist, wird da, wo die Verpflichtung des Chor(gebet)es besteht, im Chor nach der Terz die Konventmesse vom Fest gefeiert (dicitur) wie oben, außerhalb des Chores nach der Non wird die vorgezogene Vigilmesse des heiligen Apostels Bartholomäus gelesen, wie es am folgenden Tag beschrieben ist, an dem nämlich Privatmessen verboten sind. 

Alles klar?

Am folgenden 23. August, an dem das Fest des heiligen Bekenners Benitus (Duplex) gefeiert und die Vigil des Festes des heiligen Apostels Batholomäus kommemoriert wird - aber nur in Konventmessen! -, heißt es dann:

Wo die Verpflichtung des Chor(gebet)es besteht, wird nach gelesener Terz außerhalb des Chores die Messe vom Fest ohne Kommemoration der Vigil, im Chor nach der Non die Vigilmesse gefeiert (dicitur), mit der 2. Oration von der Heiligen Maria Concéde, und der dritten Oration gegen die Verfolger der Kirche oder für den Papst (...); und von der Vigil können auch Privatmessen gefeiert werden (dici) - nur mit der 2. Oration des Festes.

PS: Folgende sachkundige Nachricht ist dazu eingegangen:



auch für die Osnabrücker Direktorien aus dem 18. Jahrhundert war dies immer ein großes Problem: die doppelten Konventmessen an den Tagen mit Bußcharakter, auf welche ein Heiligenfest fällt. 

Praktisch sah das so aus, dass einer der Domherren oder Domvikare, Mönche oder Mendikanten-Patres an einem Seitenaltar (sine populo und sine choro) die zweite Konventmesse feierte. Dazu gehörte das Privilegium, auch mehrere Kerzen brennen zu haben. Bei einer normalen Privatmesse durften ja nur 2 Kerzen brennen. 

Wer feierte nun die zweite Messe? Es war in Osnabrück der Ex-Hebdomadar, also der Wochenpriester der vergangenen Woche. Im Direktorium des Osnabrücker Domkapitels von 1941 liest man zum Beispiel: "Montag, dem 23. Juni – dem Vigiltag von St. Johannes und gleichzeitig Tag in der Herz-Jesu-Oktav: Officium von der Herz-Jesu-Oktav. Der Hebdomadar singt im Chor (d.h. am Hochaltar) nach der Non die Messe vom Vigiltag des hl. Johannes in Violett, der Exhebdomadar liest außerhalb des Chores die Messe von der Herz-Jesu-Oktav."

Im Missale von Papst Pius XII. von 1957 (http://www.clerus.org/bibliaclerusonline/it/index2.htm - dann unter: La celebrazione del Mistero / Testi liturgici / Messali / Missale Romanum 1957) finden sich noch die erwähnten Rubriken:
"Ubi adest obligatio Chori, lecta post Tertiam extra Chorum Missa de Festo sine Commemoratione Vigiliae, in Choro post Nonam dicitur Missa de Vigilia, ut infra ; et de Vigilia dici possunt etiam Missae privatae cum 2a tantum Oratione Festi.Si hodie fuerit Sabbatum, fit de Vigilia anticipata S. Bartholomaei Apostoli, ut die sequenti notatur."
In diesem Messbuch von 1957 findet sich auch am Anfang jedes neuen Monats die Rubrik über die monatliche Totenmesse am ersten festfreien Tag: "Nach der Prim wird die Konventmesse für die Toten gefeiert, in den Privatmessen ist die vorletzte der Orationen jeweils die allgemeine Toten-Oration 'Fidelium'." (Prima die mensis in qua fiat Officium de Feria communi, et primo resumenda non sit Missa praecedentis Dominicae impedita, in Choro post Primam dicitur Missa conventualis pro Defunctis, juxta Rubricas, et in Missis privatis, quae non sint Defunctorum, paenultimo loco dicitur Oratio Fidélium."
Die allgemeinde Toten-Oration ist: 
"Fidelium Deus omnium conditor et redemptor, animabus famulorum famularumque tuarum remissionem cunctorum tribue peccatorum: ut iudulgentiam, quam semper optaverunt, piis supplicationibus consequantur. Qui vivis et regnas in saecula saeculorum. R. Amen. 
Im Missale Romanum von 1962 (zu Zeiten des hl. Johannes XXIII.) gibt es all diese Rubriken aber nicht mehr,da ja die Vigilien der meisten Apostelfeste gestrichen waren und auch schon ein Teil der Oktaven wegfiel. Auch die Rubriken “ubi est obligatio chori” sind entfallen.

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